Andacht

„Jesus Christus spricht: Kommt und seht”

Joh. 1,39

Im Handumdrehen wurde der Mut, den sie bekamen, zum Übermut. Menschenwort trifft auf Menschenwort und sie entzweien sich an ihren Unterschieden. Die einen haben die anderen nicht mehr verstanden. Und die anderen die einen nicht.

Mehrere tausend Jahre später stehen sich wieder zwei Menschengruppen genüber, die sich nicht verstehen. Petrus und die Apostel auf der einen Seite, der Hohepriester und der jüdische Rat auf der anderen Seite. Beide glauben an denselben Gott Israels. Doch bei „Jesus Christus”, da scheiden sich die Geister. Die Aposteln hatten öffentlich von ihm erzählt. In den Ohren des hohen Rates war das Gotteslästerung.

Die Lage ist angespannt. Dann tritt Petrus vor und sagt: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.” Mehr als euch. Und mehr als uns. Mehr als dir. Und mehr als mir. Deine Meinung, dein Glaube; ist deine Überzeugung. Meine Meinung, mein Glaube; ist meine Überzeugung. Sooft wir versuchen, dem Menschenwort Gehör zu verschaffen, werden wir übermütig. Unsere Meinungen und unsere Bollerköppe knallen in ihrer Unterschiedlichkeit gegeneinander. Lasst uns lieber gemeinsam hinhören, wie Gott sich wohl unser Zusammenleben vorstellt – nach der Flut und während der nächsten Welle. Lasst uns mutig anpacken, was vor uns liegt, ohne übermütig zu werden. In aller Unterschiedlichkeit: Lasst uns Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Michael Siol